, Margrit Stutz, Jacqueline Ruflin
BBW - Bouge ton coeur
Mit einem mitreissenden und emotional berührenden Konzert verabschiedete sich das Blasorchester Baden-Wettingen im ausverkauften Kurtheater Baden von seinem langjährigen Dirigenten Christian Noth. Unter dem Titel „Bouge ton cœur“ präsentierte das Orchester ein aussergewöhnliches musikalisches Projekt, das Publikum und Mitwirkende gleichermassen bewegte.
Im ersten Teil des Abends trat das Blasorchester allein auf und präsentierte ein sorgfältig zusammengestelltes Programm mit Werken, die stilistisch und rhythmisch an den Balkan erinnern. Tänzerische Rhythmen, modale Klangfarben und mitreissende Tempi entführten das Publikum in eine Klangwelt voller Energie, Melancholie und Lebensfreude. So wurde bereits zu Beginn die Brücke zu jenem musikalischen Kulturraum geschlagen, der im zweiten Teil des Abends im Zentrum stand.
Gemeinsam mit der Aarauer Balkanband Šuma Čovjek erschuf das Blasorchester anschliessend ein abendfüllendes Programm, das kulturelle Grenzen auflöste und musikalische Welten verschmelzen liess. Die neun Musiker:innen von Šuma Čovjek begeisterten mit melancholischen Balladen, treibendem Pop-Rock und energiegeladenen Rap-Passagen – stets begleitet von furiosen Bläsersätzen.
Šuma Čovjek singt in Kroatisch, Französisch, Arabisch und Deutsch – Sprachen, die in der Symphonie wie selbstverständlich ineinanderflossen und das Publikum auf eine musikalische Reise durch den Balkan, den Orient und zurück nach Mitteleuropa führten. Die Arrangements waren liebevoll und detailreich, mal leise und nachdenklich, dann wieder voller Kraft und rhythmischer Vitalität und immer wieder in der Interaktion mit dem Publikum.
Herzstück des zweiten Konzertteils war die eigens für dieses Projekt geschaffene „Symphonie Bouge ton cœur“, komponiert von Andres Piller. Der Schweizer Komponist verstand es, die charakteristischen Stücke von Šuma Čovjek behutsam und kunstvoll in eine symphonische Gesamtstruktur zu überführen. Er bettete die Originalsongs der Band in einen neuen musikalischen Rahmen ein, der auf die klanglichen Möglichkeiten und Ausdrucksstärke des Blasorchesters zugeschnitten war. So entstand ein Werk, das die musikalische Sprache beider Ensembles zusammenführte – zu einer kraftvollen, emotionalen und überraschend harmonischen Klangwelt. Die Uraufführung dieser Symphonie ist gelungen, das Kurtheater bebte und die Besucherinnen und Besucher teilten die Freude an der Musik mit Band und Orchester.
Pillers Komposition eröffnete Klangräume, in denen sich scheinbar ferne musikalische Welten begegneten – mal tänzerisch und rhythmisch mitreissend, mal lyrisch und nachdenklich – stets getragen vom gemeinsamen Herzschlag verschiedenen Kulturen. Wo sonst musikalische Gegensätze bestehen, war an diesem Abend nur gegenseitige Neugier, Respekt und Spielfreude zu erleben. Die Musik erwies sich einmal mehr als universelle Sprache – und als Brücke zwischen Kulturen.
Ein Abschied mit Herz und Klang
Der erste Teil des Abschieds erfolgte bereits vor der Pause: In einer eindrücklichen Laudatio würdigte der Verein das langjährige Wirken von Christian Noth – ein Dank voller Anerkennung für das gemeinsam Erreichte, für die künstlerische Entwicklung des Orchesters und für das menschliche Miteinander. Als musikalische Hommage erklang anschliessend Noths Lieblingsmarsch „Fanfare du printemps“, dessen strahlender, optimistischer Charakter den Saal erfüllte und den ersten emotionalen Höhepunkt des Abends markierte.
Den persönlichen Schlusspunkt setzte der Dirigent selbst im finalen Satz der „Symphonie Bouge ton cœur“, als er sich mit einem berührenden Flügelhorn-Solo vom Publikum und seinem Orchester verabschiedete. Ein stiller, inniger Moment, der tief unter die Haut ging – kraftvoll und zart zugleich, wie eine letzte musikalische Umarmung.
„Bouge ton cœur“ – bewege dein Herz: Dieses Motto wurde an diesem Abend eindrucksvoll mit Leben gefüllt. Das Konzert war nicht nur eine musikalische Reise, sondern auch ein Zeichen für das Verbindende in einer vielfältigen Welt – und ein würdiger, tief berührender Abschluss für einen grossen Dirigenten. Ein Abend, der nachklingt – in den Herzen und Gedanken aller, die dabei waren.
The Show must go on
Nahtlos geht es beim WIND ORCHESTRA Blasorchester Baden Wettingen weiter mit dem neuen musikalischen Leiter Christoph Vogt. Das Orchester freut sich auf die Zusammenarbeit mit Christoph, einem Musiker, Dirigenten, Musikschulleiter und Musiklehrer aus der Region. Sein Engagement ist breit gefächert. Er spielt regelmässig im Sinfonierochester Biel-Solothurn, in der Operette Möriken und in der Operette Arth und dirigiert einen weiteren Musikverein.
Das BBW ist überzeugt, mit Christoph Vogt einen würdigen Nachfolger von Christian Noth gefunden zu haben um den musikalischen Weg, welchen Christian Noth mit dem BBW eingeschlagen hat, weiter zu verfolgen.